Auszug von H.B.

"Ok, ich mach jetzt los,Tschau", ich sprach "Alles klar, bis Sonntag", H.B. dagegen "Nee, ich fahr dann Sonntag gleich in meine Wohnung". Dieser Wortwechsel fand Freitag früh um 6.20 Uhr statt und ab da bemerkte ich das H.B. nun nicht mehr mein Mitbewohner ist. Es war zwar klar das er auszieht, aber wann und wie, das stand alles in den Sternen. Ich wusste nur das er über das Wochenende in die gute alte Heimat fährt. Da er die gesamte Woche über immer lange Arbeiten musste und kaum Möglichkeiten hatte etwas in seiner Wohnung zu erledigen (Einrichten,Wände streichen,sauber machen u.s.w.), ging ich davon aus das er erst einmal seine Wohnung auf Vordermann bringt, bevor er so "mir nichts dir nichts" aus meinen alltäglichen Leben verschwindet. Es sah am Donnerstag abend überhaupt nicht danach aus, das er sobald auszieht, in meiner Wohnung waren seine gesamten Sachen immer noch zerstreut. Seine Sport/Reisetaschen standen immer noch so da,wie er sie hin geschleudert hatte (Sport/Reisetasche war gleichzeitig sein Kleiderschrank), im Bad waren immer noch 1 qm mit seinen Utensilien belegt und sein Kühlschrankfach war auch noch vollgestopft. Kurz gesagt, es war Chaos. Schlimmer als auf einer Baustelle! Das war es, warum ich ihn bedrängt hatte, endlich eine eigene Wohnung zu suchen. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen deswegen, aber 4 Monate aktive Starthilfe in der neuen Heimat sind glaube ich genug. Jedenfalls saßen wir Freitag früh gemeinsam beim Frühstück und gingen unser alltäglichen "vor der Arbeit" Ritual durch - Frühstücken und neben bei Frühstücksfernsehen, da verschwand er auf einmal und ich hörte es nur noch Donnern und Knallen. Am frühen Morgen reagiert man eh etwas empfindlicher auf laute Geräusche, ich wollte mich gerade darüber beschweren, da stand er vor mir und verabschiedete sich. In 15 Minuten sein gesamtes Hab und Gut zusammen zu packen ist schon ein grandioser Rekord. Das schaffe nicht einmal ich, das will schon was heissen. In meinen Familienkreis wurde sich schon sehr sehr oft darüber aufgeregt, das ich in solchen Sachen immer die Ruhe weg habe und erst in letzter Minute, mit grosser Hektik meine Sachen packe, aber unter 15 Minuten habe ich es nie geschafft. Da bin ich wohl zu Ordnungsverliebt, es muss immer alles gerade und ordentlich verpackt werden, sonst fühle ich mich die gesamte Reise über unwohl. (Nein, ich bin nicht mit "Monk" verwandt). Trotz alle dem hinterlässt er ein großes Loch, man gewöhnt sich irgendwie an die Zweisamkeit. Es ist wie bei Blogigo, es ist interessant wie andere Menschen sich durchs Leben schlagen, was sie empfinden und wie sie in bestimmten Situationen denken. Ich brauchte zwar nach langen Arbeitstagen immer etwas Abstand von meiner gesamten Aussenwelt, aber es war auch immer jemand da den ich mich Öffnen konnte. Das half mir persönlich, man kommt auf andere Gedanken und denkt nicht unentwegs an die Firma, man wird aufgeschlossener. Ich öffne mich wieder der Aussenwelt, früher bin ich z.b. still und schweigsam ins Fitnesstudio (sprecht mich bloss nicht an, ihr Idioten) gegangen, heute bin ich froh wenn ich da ein gutes Gespräch habe. Ja, ich habe mehr Selbstvertrauen, es ist gut wenn man innerlich weiss das man einen guten Kumpel in der Nähe hat. Der Umzug vor 2 Jahren hat wohl bei mir selbst einen grossen Knacks hinterlassen. Da ich immer davon ausgegangen bin das ich nur ein Jahr hier bleibe, habe ich mich damals komplett aus den sozialen Leben zurück gezogen, es gab immer nur den selbe Tagesablauf Arbeit/Fernsehen/Sport/Schlafen. Momentan weiss ich selber noch nicht so Recht wie lang mein Abenteuer hier noch andauert (mein aktueller persönlicher Richtwert sind 3 Jahre), aber mit H.B. in der Hinterhand lässt sich die nächste Zeit ruhiger angehen. Es sind ja nur 25 Km bis zu seiner neuen Wohnung.

Schönen Sonntag noch.

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